Fjordland

Ursprünglich wollten wir lediglich zwei Wochen im Fjordland bleiben und diese größtenteils mit wwoofen verbringen. Als wir aber ankamen und von den drei Great Walks im Fjordland hörten und den anderen Tourmöglichkeiten, änderten sich unsere Pläne. Als erste würde ich den Milford Track laufen, von dessen Ende mich Julian abholen wird, kurz danach wird Julian den Routeburn Track laufen, von dessen Ende wiederum ich ihn abholen werde und verbringen dann zwei Nächte im nahe gelegenen Queenstown.
Auf dem Weg nach Queenstown nahm ich ein Anhalter mit, welcher uns anbot, in unserem Auto auf seiner Auffahrt zu übernachten und die Dusche zu benutzen. Natürlich sagten wir „ja“ und hatten so keine Ausgaben für eine Unterkunft in Queenstown!
Nach Queenstown ging es zurück nach Manapouri, von wo aus die Doubtful Overnight Cruize startete. Einen Tag später starteten Julian und ich dann den Kepler Track. Nach diesem vier Tages Track ging es dann schließlich zurück auf dem Weg nach Christchurch um dort einen Job für die nächsten drei Monate zu finden.

Cage Dive

Um 6 Uhr musste ich aufstehen, um rechtzeitig am Hafen zu sein, von wo das Schiff ablegen würde. Geplante Abfahrt war 7 Uhr, jedoch kamen die letzten Personen erst gegen 8 Uhr an, womit sich der Start um eine Stunde nach hinten verschob.
Insgesamt eine Stunde fuhren wir raus, um dann an einer kleinen Inselgruppe nahe Stewart Island zu halten, wo bereits ein anderes Schiff zum Tauchen lag. Laut Aussage des anderen Kapitäns sieht es am heutigen Tag schlecht mit Haien aus. Der Kapitän von unserem Schiff sah die Situation aber gelassen und meinte, dass die Haie schon kommen würden.
30 Minuten vergingen und einige Leute fingen an schlechte Laune zu bekommen. Nach weiteren 30 Minuten brachte der Kapitän Kekse und Kaffee für uns – von den Haien aber weiterhin keine Spur. Die Möglichkeit auf einen Hai schien immer geringer zu werden aber im Moment der größten Anspannung unter den Leuten, näherte sich endlich einer dem Schiff.
Tatsächlich war ich der erste, der den Hai bemerkte. Ich befand mich gerade im Gespräch, als nicht einmal einen Meter vom Schiff dieser riesige Fisch entlang schwamm. Nicht wie in den Filmen mit der Rückenflosse aus dem Wasser ragend, sondern gerade so dicht unter der Wasseroberfläche, dass er mit seiner Bewegung die Oberfläche nicht auswirbelte. Von der bloßen Präsenz des Tieres war ich so gefesselt, dass ich im kurzen Moment, wo ich ihn erblickte, kein Wort raus bekam. Dies tat dann ein anderer, welcher zwei Sekunden, nachdem ich den Hai sah, „Shark!“ brüllte; und plötzlich verflog die Spannung unter den Leuten und alle sprangen auf, um den Hai zu sehen.DSC_0374

Nachdem jeder einen kurzen Blick erhaschte, zogen alle ihre Tauchermaske auf und einer nach dem anderen ging in den Käfig. Lediglich vier Personen konnten gleichzeitig im Käfig sein, da die Temperatur aber selbst mit einem Neoprenanzug nur maximal 20 Minuten aushaltbar war, konnte jeder häufiger als genug in den Käfig steigen.
Nach 2 Stunden war dann jeder mindestens so oft im Wasser, wie er wollte oder aushalten konnte und wir fuhren wieder zurück.

Stewart Island

Von Invercargill fuhren wir ca. eine halbe Stunde mit dem Auto nach Bluff. Dort angekommen verabschiedete ich mich von Julian, der danach wieder zurück nach Invercargill fuhr und die Zeit dort verbrachte. Von Bluff begann dann die einstündige Fahrt nach Stewart Island. Als ich dann in Oban ankam, der einzigen „Stadt“ auf Stewart Island, musste ich als erstes in das Visitor Center, um mir die Tickets für die Unterkünfte abzuholen. Von da aus begann dann der Drei-Tages-Track. In meinem 10 Kilogramm schweren Rucksack war, neben Nudeln, Haferbrei und Trinken, der wohl unhandlichste und schwerste Gaskocher, den ich je mitschleppen musste, ein großer Küchentopf zum Nudeln kochen, mein Schlafsack und die wichtigsten Kleidungsstücke zum Wechseln, was bei dem Matsch vor allen Dingen Socken sind. Alles in allem also kein High-Premium Equipment, gerade was das Gewicht angeht, aber noch aushaltbar. Mit dem Gepäck brauchte ich dann eine Stunde bis zum Start des Tracks, welcher durch eine riesige Kette markiert ist, die ins Meer mündet. (Laut alter Maori Legende war Stewart Island der Ankerstein für einen ihrer Götter. Das andere Ende der Kette befindet sich in Bluff und ist somit ein Kunstwerk, welches der alten Legende gedenkt). Vom Start des Trecks brauchte ich weitere 2 1/2 Stunden, um die erste Hütte zu erreichen und war somit deutlich schneller als die angekündigten 3-4 Stunden, die man vom Beginn des Trecks benötigt. Auch wenn die erste Strecke, welche u.a. über menschenleere Strände führt, echt schön war, topte die Lage der Hütte alles. Blick aufs Meer und inmitten des Dschungels gelegen. Kurz bevor ich dort aber ankam, überholte mich im Laufschritt ein schätzungsweise Zwanzigjähriger, welcher ebenfalls einen ähnlich großen Rucksack herumschleppte. In der Hütte stopfte er sich dann schnell seine schon zubereiteten Nudeln rein und sagte, dass er schnell zur nächsten Hütte wolle, welche 7 Stunden entfernt liegt (zu dem Zeitpunkt war es bereits 5, und um 7 Uhr wird es dunkel). Er hatte vor, den großen Track, welcher um den ganzen Norden der Insel führt, zu machen, für den man normalerweise 9 Tage benötigt. Er wollte ihn aber in 7 Tagen schaffen und musste deshalb die erste Hütte skippen … Menschen gibt’s.
Nach und nach kamen dann weitere Menschen an der Hütte an, welche dann auch an der Hütte bleiben wollten. Es kamen insgesamt zwei Gruppen älterer Kiwis, ein junger Amerikaner und eine junge Chinesin an, welche alle den Track in die gleiche Richtung liefen. Am Abend versuchten dann die Kiwis mit kleinen Radios die Übertragung des Cricketfinales mitzuhören. Als dann der Punktestand genannt wurde und der mit dem Radio es entnervt zuklappte und rumpöbelte, schloss ich daraus, dass Australien deutlich besser als Neuseeland abschnitt. Da es tatsächlich Australien und Neuseeland waren, welche im Finale der Meisterschaft standen, war die Enttäuschung bei einigen der Kiwis also entsprechend hoch. Der Amerikaner, die Chinesin und ich verbrachten hingegen die Zeit mit Kartenspielen. Kurz bevor die Kiwis dann schlafen gingen, bekam ich von denen noch eine Premium-Tracking-Instantsuppe geschenkt, da sie zu viele gemacht hatten.
Am nächsten Morgen machte ich mich dann wieder alleine auf, den zweiten und längsten Part des Tracks zu laufen. 12 Kilometer/fünf Stunden + 30 min Mittagessen. Ich hatte, wie auch am ersten Tag, extremes Glück mit dem Wetter. Zwar regnete es immer mal wieder (was im Regenwald halt so üblich ist) aber es schien fast durchgehend die Sonne. Als ich an der zweiten Hütte ankam, war ich dann erstaunt, dass die Lage sogar noch die der ersten Hütte überbot. Scheinbar an einem gigantischen See gelegen, musste ich bei genauerem Hinsehen verstellen, dass es in Wahrheit das Meer war, welches über das riesige Buchtensystem bis hierher vordrang. Nachdem ich die schöne Aussicht und das super Wetter genoss, ging ich gegen Abend dann in die Hütte, in der neben anderen Backpackern, sich auch die Reisenden vom Vortag versammelten, um zu kochen oder sich zu entspannen. Zum Abendessen hatte die Chinesin sich Miesmuscheln aus der Bucht gesammelt und dann gekocht. Eigentlich eine super Idee, auf die ich leider erst kam, nachdem ich schon gegessen hatte. Am nächsten Morgen stand ich dann schon gegen sieben Uhr auf, um Kiwis zu sehen. Von anderen Backpackern hörten wir, dass sie einen in der Gegend am Vortag gesehen hatten. Und tatsächlich sah ich einen nach nur 300 m. Leider war es deutlich zu dunkel, um Fotos zu machen, und in dem Moment, wo ich meine Taschenlampe einschaltete, rannte er auch zurück ins Gestrüpp und war verschwunden. Beim Versuch, am Morgen einen weiteren zu sehen, fand ich dann lediglich ein umherhopsendes Opossum.
Gegen 10 Uhr ging machte ich mich dann auf, um den letzten Part zu laufen, und an dem Tag bekam ich dann auch berüchtigte Stewart Island Wetter zu spüren. Extremer Regen und Wind im 30-Min.-Takt. Da ich aber größtenteils im Urwald unterwegs war und die Vegetation extrem dicht ist, wurde ich nicht allzu nass.
In Oban angekommen musste ich mir erst einmal eine Packung Cookies kaufen. Der Amerikaner hatte sich den ganzen Track nur von Toast mit Erdnussbutter und Marmelade und von Cookies ernährt und nach meinem Haferbreifrühstück brauchte ich unbedingt was Süßes. Leider kam ich schon gegen 1 Uhr in Oban an, und meine Fähre ging erst um 6. Da das Wetter sich wieder besserte, erkundete ich die Umgebung Obans und lief weitere kurze Tracks, was mich auf eine Distanz von insgesamt 15 km an dem Tag brachte. Auf der Fähre traf ich dann noch den Amerikaner wieder, und wir fuhren fast alleine mit dem Catamaran zurück. Da wir alle zwar erschöpft aber glücklich über die drei Tage waren, saßen wir dann stillschweigend auf dem Boot und genossen zum letzten Mal den Blick auf Stewart Island.

Catlins

Nach Dunedin ging es weiter in den südlichsten Süden. Den Catlins. Eine schöne Gegend, in der sich der tropische Regenwald der Westküste und die leichten Hügel der Ostküste vereinen. Nach dem ersten richtigen Tag in den Catlins, an dem wir verschiedene Strände und Sehenswürdigkeiten besuchten, fuhren wir auf einen Campingplatz, auf dem wir ein junges Backpacker-Pärchen trafen, welches uns zuvor schon drei weitere Male über den Weg gelaufen war. Nicht zuletzt in Dunedin. Als wir am Abend dann zum ersten Mal ins Gespräch kamen, beschlossen wir, ein wenig gemeinsam in den Catlins herumzufahren. Die letzte Nacht verbrachten wir dann auf einem Campground, welcher direkt an einer Bucht gelegen war, in der Hector Delphine herum schwammen. Leider war es an dem Tag deutlich zu kalt, windig und das Meer zu stürmisch, als dass man ins Wasser hätte gehen können. Da unsere Vorräte allmählich knapp wurden, hatten Julian und ich dann am nächsten Tag beschlossen, weiter nach Invercargill zu fahren.

Dunedin

Unser nächstes Ziel nachdem wir Oamaru verließen, war Dunedin. Dort angekommen gab es dann schon die erste Überraschung: Dunedin ist eine richtige Stadt. Viele Häuser, Shoppingstraßen und viele Menschen. Nach vier Wochen Neuseeland, wo wir nur kleine Dörfer und endloslange Straßen sahen, fühlte es sich mal wieder richtig gut an, in der Zivilisation zu sein. Da zu unserer Ankunft leider ein Rugbyspiel stattfand, fanden wir nur für eine Nacht in einem Hostel Unterkunft, welche auch noch durch einen, wirklich sehr laut schnarchenden Menschen, nicht sehr erholsam war.
Zwei Tage später saßen wir dann in der Taieri Gorge Railway. Einer vierstündigen Zugfahrt, die lange den Titel der schönsten Zugstrecke der Welt trug. Da wir die Tickets auch noch zum halben Preis bekamen, hat es sich also gleich doppelt gelohnt.

Taieri Gorge Railway
Taieri Gorge Railway

Am nächsten Tag waren wir dann wieder im schönen Stadtzentrum Dunedins und genossen dort seit langem mal wieder ein richtiges Mittagessen. Nach fünf Tagen Dunedin, in denen wir ein bisschen den Luxus der Zivilisation genossen, geht es jetzt weiter in die Catlins, den südlichsten Süden der Insel, von wo aus die Fähre uns nach Stewart Island bringen wird.

Der Schnarcher aus Dunedin

Diesen Blogeintrag widme ich dem lautesten Schnarcher, den wir auf unserer bisherigen Reise je gehört haben. Es mag belanglos klingen „einfach ein Typ, der laut schnarchte“, aber das war es bei Weitem nicht. Um euch zu erläutern, dass es eben nicht irgendjemand war, folgt eine kurze Aufzählung: Wir hörten schon so manche Leute schnarchen. Mal waren es einzelne Personen, welche ein ganzes Zimmer wach hielten mit ihren unregelmäßigen Atemproblemen, und mal waren es Personen, welche zwar gleichmäßig aber extrem laut schnarchten. In seltenen Fällen sind es sogar zwei Personen, welche sich im Schlaf abzusprechen  scheinen, indem sie jeweils in den Pausen des anderen hinein musizieren.
Der Mensch, um den es hier aber geht, verbindet alle Eigenschaften und noch weitere. Um 6 Uhr morgens kam er in unser Zimmer und war sogar zu besoffen, um sich auszuziehen. Geschweige denn das Hochbett zu erklimmen. Nach dem 10-minütigen Kampf gegen die Schwerkraft hatte er es geschafft. Jeder im Raum war schon lange wach und angenervt, aber lag im Bett. Nach wenigen Sekunden schlief er dann.
Und es begann. Nicht wie gewöhnlich erst sehr leise und dann immer lauter werdend. Er begann schon im guten Mittelfeld der Lautstärke und wurde von Minute zu Minute immer noch ein bisschen lauter. Nach fünf Minuten erreichte er eine Punkt, den ich zuvor für unmöglich hielt. Er begann zweistimmig zu schnarchen. Und obwohl wir uns nur noch mit annäherndem Geschrei verständigen konnten, wurde er noch  lauter. Das war jenseits von gut und böse. Das war einfach nur noch lächerlich. Wir waren auch gar nicht mehr sauer auf ihn, weil die Situation komplett bescheuert war. Jeder im Raum fing an zu lachen.
Irgendwann reichte es, und wir weckten ihn. Nachdem er mehrere Sätze in einer Sprache von sich gab, welche keiner entziffern konnte (seine Muttersprache ist Englisch) machte er wieder die Augen zu und fing innerhalb von 7(!) Sekunden wieder an zu Schnarchen. Das war physisch unmöglich. Irgendwann verstopfte dann seine Nase, und es wurde richtig spaßig. Man hörte seinen kläglichen Versuche Luft in seinen Körper zu bekommen, was in etwa einem verstopften Abfluss ähnelte. Nach drei missglückten Versuchen einzuatmen, machte er seinen Mund auf und gab einen Ton von sich, der einem startenden Jet ähnelte. So ging es dann die restliche Nacht weiter, und auch wenn ich zwischenzeitlich einschlafen konnte, war sein Schnarchen doch so laut, dass es einen, ähnlich dem Lärm eines Flugzeuges, durch die Träume begleitete.

Oamaru

In Oamaru angekommen wollten wir auf eine Art Holiday Campground, wo wir zwar in unserem Auto schlafen, aber den Aufenthaltsraum, die Küche und die Dusche mitbenutzen können würden. Gegen 13:00 Uhr kamen wir am besagten Campground an, nur um zu sehen, dass einchecken erst in zwei Stunden möglich sei wird. Da das Wetter alles andere als gut war, blieben wir an der Rezeption sitzen. Nach 10 Minuten kam dann eine ältere Frau vorbei und fragte, ob sie uns helfen könne. Wir erklärten ihr unsere Situation, aber einchecken ginge trotzdem noch nicht, sagte sie, da sie noch sauber machen müsse. Das fanden wir zwar ein bisschen unflexibel, gerade da wir keine Zimmer belegen, sondern lediglich uns schon mal in den Aufenthaltsraum setzen wollten, aber so stand es ja immerhin auch auf dem Schild. Also haben wir uns wieder ins Auto gesetzt, und ich unternahm den Versuch, mir die Landschaft anzugucken. 15 Minuten später begann es zu allem Überfluss auch noch an zu regnen. Also zurück ins Auto und auf dem Parkplatz des Holidayparks gewartet. Nach ein paar Minuten klopft die Frau von der Rezeption an und meint, dass das so nicht abgemacht sei. Wir würden hier ja nur übernachten und nicht hier leben, weshalb wir doch bitte verschwinden sollen. Julian und ich guckten uns verdutzt und sagten nur:
„Ähm klar, kein Problem“.
Also das Handy rausgeholt und nachgeguckt, wo man denn als nä-
Da klopft sie schon wieder an… Was zum Teufel will sie denn jetzt schon wieder? Wir hatten ja nicht einmal genügend Zeit, um uns zu überlegen wo wir als nächsten hinwollen.
Zündung an, das Fenster fährt runter, und auf halben Weg nach unten beginnt sie schon an zu sprechen. Dieses mal mit deutlich mehr Nachdruck:
„Ich fühle mich extrem unwohl wenn ihr hier steht! Verschwindet. Jetzt!“
Okaaaay, da wollen wir nicht bleiben. Also runter vom Parkplatz, nach 300m an den linken Straßenrand und das Handy angeschmissen um zu gucken, wo man denn sonst für wenig Geld übernachten kann. Nirgends.
Naja gut, nach drei Wochen im Auto schlafen kann ja auch mal wieder in einem Backpacker Hostel übernachten. Wir suchten uns das billigste Hostel mit den besten Bewertungen heraus, auch wenn die Backpacker Hostels alle ungefähr gleich viel kosten.
Auf den ersten Blick sah das „Hostel“ wie ein umfunktioniertes privat Haus aus und wie sich herausstellte, war es das auch. Erst nach dem zweiten mal Klingeln öffnete die 65 jährige Besitzerin Agra die Tür, und ihr Erscheinungsbild schrie förmlich nach „Why the fuck did you wake me up?“. Ohne eine Begrüßung fragte sie uns ob einer von uns Felix sei. Nach unserem Nein folge die nächste Frage:
„Ihr wollt also auch ein Zimmer haben?“
Wir nickten nur stumm und fragten uns, wo wir denn jetzt schon wieder gelandet waren.
„Na gut, dann kommt schon rein“, sagte sie. „Wie alt seit ihr? Soo 25?“
„Nein, zwanzig.“
„Zwanzig? Niemals! Die beiden anderen Jungs hier sind zwanzig und sehen aus wie fucking 14“, sagte sie und deutete auf die in Hörweite sitzenden Backpacker, welche schmunzelten und uns begrüßten.
Während der Hausführung fuhr sie fort:
„Ihr habt in eurem Leben also noch nichts Spannendes erlebt? Bis auf beim Ecstasykauf auf dem Schulhof abgezogen zu worden?“
Wir begriffen mit jedem weiteren Satz, dass ihre schroffe Art nur oberflächlich ist oder einfach Teil ihres recht derben Humors ist.
Als wenig später drei weitere Backpacker ankamen, welche eine ähnlich herzliche Begrüßung erfuhren, beschloss Agra, uns in ihrem Auto durch die Stadt zu fahren, um uns alles Sehenswerte zu zeigen. Anfangs waren wir alle mit der Gastfreundlichkeit ein wenig überfordert, stiegen aber kurzerhand in das fünfsitzige Auto, in dem ihr Hund (ein Australien Sheppart) auch noch mitfahren wollte. So saßen dann drei Leute auf der Rückbank gequetscht und der Hund, welcher eindeutig kein Schoßhund ist, einfach irgendwo auf uns drauf. Nachdem Agra uns durch die viktorianische Altstadt fuhr, zeigte sie uns noch viele Plätze, an denen wir Pinguine bei Nacht sehen können.
Zurück im Haus genossen wir erst einmal das Internet und die Küche. Insbesondere den Toaster, da wir seit drei Wochen zum Frühstück nur ungetoastetes Toast mit Marmelade aßen.
Am Abend machten wir uns dann auf die Suche nach den Pinguinen und fanden tatsächlich ein paar. Von Agra erfuhren wir, dass es für Pinguine schon ein wenig zu spät im Jahr sei, da die meisten Jungtiere die Nester schon verlassen hatten. Aber immerhin konnten wir mit den Infos von Agra ein paar erspähen, ohne die teure Tour zu buchen.
Zwei Tage später gingen wir dann in die Steampunk Gallerie Oamarus. Ein besonderes Highlight war das „Infinity Portal“. Ein kleiner quadratischer Raum, welcher komplett verspiegelt war. Durch die Spiegel wurde eine optische Täuschung erschaffen, durch die der Raum endlos groß aussah. Mit den Lichtern und der Musik wurde der Raum dann zu einem besonderen Erlebnis. DSC_0354In der Video-Galerie dieser Seite gibt es auch einen kleinen Film.

Nach der Steampunk Galerie gingen wir auf Empfehlung eines Zimmergenossens mit drei anderen Backpackern zu der Cheesefactory und genossen für drei Dollar pro Person 14 verschiedene Käsearten unter denen viele preisgekrönt waren. Ich muss wohl kaum erwähnen, welche Freude das für unsere Zungen war, mal wieder etwas richtig Gutes zu schmecken. Vor allen Dingen etwas, was weder Toast noch Pasta ist.

Nach zwei Nächten verabschiedeten wir uns dann von Oamaru und Agra, welche unseren Aufenthalt in ihrem Hostel mit 9,9 von 10 bewertete… keine Ahnung was wir falsch gemacht haben, dass wir nicht die vollen 10 Punkte bekommen haben.

Akaroa und Mount Cook

Bevor wir uns Richtung Süden aufmachten, verbrachten wir eine Nacht in Akaroa. Unser ursprüngliche Plan sah vor, von Akaroa auf direktem Weg nach Oamaru und dann nach Dunedin zu fahren. Als wir von zwei anderen Backpackern aber hörten, dass der Mount Cook Nationalpark nur über eine Straße im Landesinneren erreichbar ist und wir nach der Tour durch den Süden an der Westcoast hochfahren wollten, beschlossen wir, vor Oamaru und Dunedin einen großen Bogen zu fahren, um uns die großen Seen und Mount Cook anzuschauen.
Nach fünf Stunden Autofahrt kamen wir an unserem ersten Campingplatz an. Direkt am Fuße des gigantischen, türkis-blauen Lake Pukaki und da wir gutes Wetter hatten, konnte man am 50 Kilometer entfernten Ende des Sees den Mount Cook erblicken. DSC_0072

Auch wenn es schön war, bei 25 Grad am See zu sitzen und einfach mal zu entspannen, gab es dort nicht viel zu tun, so dass wir beschlossen, am nächsten Tag den See hoch zum Mount Cook Village zu fahren, wo ein weiterer Campingplatz gelegen ist. Ausgehend von dem zweiten Campingplatz wanderten wir ein paar Tracks bei tief hängenden Wolken und 10 Grad. Da sich das Wetter am nächsten Tag nicht zu bessern schien, entschieden wir uns, weiter zum nächsten See zu fahren. Nach der Dusche im Mount Cook Village rissen dann aber wie aus dem Nichts die Wolken auf, und man hatte freien Blick auf die Berge und Gletscher. Also kurzer Hand wieder auf den Campingplatz und den einstündigen Track von gestern erneut laufen für die wolkenlose Sicht auf Mount Cook.

Mount Cook
Mount Cook

Da wir auf den interessantesten Tracks aber schon am vorherigen Tag entlang wanderten, fuhren wir wie geplant weiter zum nächsten See. Auch wenn die Lage ganz nett war, konnten wir dennoch vor Ort nicht viel unternehmen. Als wir dann auch noch am nächsten Morgen bei -3 Grad aufwachten, unseren Atem sehen konnten und die Scheiben vom Eis freikratzen mussten, hatten wir keine Lust mehr auf die Gegend und fuhren bei den ersten Sonnenstrahlen weiter nach Oamaru.

Arthur’s Pass

Nach dem Aufenthalt in Kaikoura ging es für eine Nacht wieder zurück nach Christchurch, wo wir uns mit den Franzosen Robin und Christoph trafen und sämtliche Einkäufe für eine Woche erledigten. Zwei Tage nach Ankunft auf dem Campground stieß dann noch Max zu uns, ebenfalls Franzose, der im Point Break Backpackers an der Rezeption arbeitet, und mit dem wir uns während unserer Zeit in Christchurch angefreundet hatten.
Obwohl wir neben einigen Tracks nicht viel unternahmen, verging die Zeit schneller, als erwartet. Das Alltagsleben war sehr einfach gestaltet. Wir hatten kein fließendes Wasser, also mussten wir runter an den Fluss gehen um Geschirr zu waschen, Trinkwasser zu holen oder um die Solarduschen aufzufüllen. Wir standen meist mit der Sonne auf und gingen kurz nach Sonnenuntergang schlafen, da es in den Bergen, fernab jeglicher Zivilisation natürlich extrem dunkel wurde. Auch wenn es eine Umgewöhnung war, um 7 Uhr aufzustehen, hatte es auch seine Vorteile. So konnten wir jeden Tag den Sonnenauf- und -untergang miterleben, welcher auf Grund des ständig wechselnden Wetters jedesmal anders war. Mal sah man in der Ferne dunkle Gewitterwolken, welche in den Bergen festhingen, mal war das ganze Tal in Nebel gehüllt, und an einem anderen Tag hatten wir wolkenlosen Himmel.
Am letzten Tag wechselten wir unseren Standort und fuhren ein paar Kilometer Richtung Christchurch, um uns die beeindruckende Gesteinsformation Castle Hill anzuschauen. Vorher erkundeten wir noch einen Höhlentrack, von dem die Franzosen gehört hatten. Nach etwas Gesuche fanden wir dann den Eingang. Wir folgten die ganze Zeit einem kleinen Fluss, welcher sich durch eine schmale, lange Höhle zog. Da wir dem Fluss folgten, waren wir natürlich die ganze Zeit im eiskalten Flusswasser, welches uns gleich zu Beginn bis zur Hüfte reichte. Wir gingen also 45 Minuten in (komplett nasser) kurzer Hose, barfuß und mit (Handy-)Taschenlampe den Höhlentrack entlang und wurden am Anfang noch von einer Gruppe perfekt ausgestatteter Kiwis belächelt. Aber wir haben es ohne Probleme geschafft. Aufgrund der Dunkelheit und des Wassers, welches zuweilen auch von oben kam, gibt es also leider keine Fotos vom eigentlichen Track, sondern nur vom Ausgang.

Ausgang Höhlentrack
Ausgang Höhlentrack

Nach dem einwöchigen Trip haben wir uns nun von den Franzosen verabschiedet, da sie nach Westen fahren wollen und wir nach Süden.

Unser erstes großes Ziel wird die Stadt Dunedin im Südosten sein. Auf dem Weg dahin bleiben wir wieder eine Nacht in Christchurch, um unsere Vorräte aufzufüllen. Mittlerweile hat man sich auch gut an Nudeln und ungetoastetes Toast mit Marmelade gewöhnt … was man so ziemlich zu allen Mahlzeiten isst. In Christchurch haben wir wieder auf dem Mackenzie’s Parkplatz im Auto übernachtet. Zwar muss man theoretisch dafür bezahlen, aber die Besitzer kümmern sich nicht darum. So geht zum Beispiel immer nur einer von uns rein, um für die Dusche zu bezahlen und öffnet dem anderen die Tür um die Ecke, welche die Barbesitzer nicht im Auge haben. Tatsächlich kümmern sich die Besitzer so wenig um die Backpacker, dass es wohl einen Tag gab, wo in einem 8-Bettzimmer nur zwei Personen bezahlten und der Rest durch den Hintereingang einfach rein ging und auf den Betten schlief.
Aber jetzt heißt es erst einmal einkaufen, Wäsche waschen, duschen und ab in Richtung Süden!

Kaikoura

Die zwei Tage Kaikoura waren für uns eine Art Urlaub vom Backpackerleben. Wir haben uns teurere Lebensmittel, eine Unterkunft in einem Backpackershostel und am Abend ein Bier in einem Pub gegönnt. Auf dem Weg nach Kaikoura starteten wir bei 15 Grad und Regen in Christchurch und endeten nach einigen Stunden Fahrt bei 30 Grad und Sonnenschein. Auch wenn Kaikoura den anderen kleinen „Städten“ Neuseelands sehr ähnelt, hatte diese Stadt ihr ganz eigenes Flair. Es gibt eine kleine Promenade mit vielen Restaurants, Bars und Souvenierläden, die als Stadtzentrum bezeichnet ist. Es wirkte wie eine Miniaturausgabe des perfekten Urlaubsortes.
Die Whale-Watching-Tour war dann der Höhepunkt des Ausfluges. Insgesamt drei Stunden waren wir auf dem Wasser und haben einen Seehund, viele Albatrosse und zwei Pottwale gesehen.