Nun sind wir bereits zwei Wochen in Christchurch und suchen seit einer Woche ein Auto. Wir haben auf Internetseiten gesucht, schwarze Bretter durchforstet und nie war etwas wirklich gutes dabei. Bis Julian dann die genial, einfache Idee hatte, einfach selbst auf den Internetseiten eine Notiz zu verfassen, auf der drauf steht, nach was für einem Auto wir suchen. Und plötzlich wurden wir von Angeboten überschwämmt.
Nun haben wir endlich eines gefunden! Ein roter Honda Odyssey Baujahr 99.
Es ist kein richtiger Campervan, wonach wir ursprünglich gesucht hatten aber es wurde von den Vorbesitzern zum Backpacker’s Van umgebaut. So wurde die Rückbank herausgenommen und stattdessen eine Holzkonstruktion reingebaut, auf der man oben, auf einer Matratze schlafen kann und unten Stauraum für die Koffer hat.
Das Auto soll 3.200$ kosten, also knapp über 1.000€ für jeden von uns. Im Gegensatz zu den anderen Vans die wir uns angeguckt haben, die alle zwischen 230.000 und 330.000km runter hatten, ist dieses Auto mit 150.000km also praktisch unbenutzt. Unsere Vorbesitzer, auch zwei Deutsche, waren die ersten, die das Auto zu einem Camper umgebaut haben. Da es also als Campervan tatsächlich noch sehr neu ist, sieht das Auto von innen auch sehr gepflegt aus. WOF, das Äquivalent zum deutschen TÜV und die REGO, was der deutschen Straßenverkehrszulassung entspricht, wurden beide kurz vorher erneuert. Der Keilriemen, welchen man alle 100.000km wechseln soll wurde ebenfalls vor kurzem erst gewechselt.
Doch das beste ist, dass wir ein Auto, welches sich in einem derart gutem Zustand befindet, ohne Probleme für 4.000$ in Auckland verkaufen können, da bei unserer Abreise die meisten Backpacker gerade in Auckland ankommen und nach einem Auto suchen werden.
Jetzt lautet unser Ziel erst einmal Westen! Wir werden die einzige Straße nehmen, die von Christchurch aus bis an die Westküste führt, welche passenderweise West Coast Road heißt. Auf dem Weg dahin werden wir noch den Arthur’s Pass National Park durchqueren. Auch wenn der letzte Abend in Christchurch echt schön war (Wettertechnisch), freuen wir uns unglaublich endlich die Geisterstadt Christchurch verlassen zu können.
Monat: Februar 2015
Maoriorakel
Im Mackenzie’s, dem Pub-„Hostel“, lernten wir an einem Abend eine Maorifrau kennen, welche als Orakel tätig ist. Die Menschen in Neuseeland scheinen allgemein deutlich abergläubischer zu sein, als die Menschen in Europa. So findet man in den Straßen Christchurchs viele Esoterikläden und man kann vieler Orts zu Orakeln gehen, um seine Zukunft zu erfahren.
Sie erzählte uns, dass sie wärend des Erdbebens von den Menschen in Christchurch gerufen wurde, um ihnen bei zu stehen. Sie ist nun wieder in Christchurch und wird in ein paar Tagen ein Ritual abhalten, was sie als große Ehre emfindet.
Obwohl sie viele schlimme Zeiten hinter sich hat, wirkte sie vollkommen im Frieden mit der Welt und steckte voller kleiner und großer Lebensweißheiten.
Robin David
Robin ist einer der beiden Franzosen, die wir im Mackenzie’s kennen gelernt haben. Er reist zusammen mit Christoph einem ehemaligen Schulkameraden. Sie haben vor mit einem erweiterten Work&Travel Visum insgesamt 1 1/2 Jahre in Neuseeland zu bleiben. Robin möchte nach seinem Aufenthalt in Neuseeland Europa in einem alternativen Lebensstil bereisen. Diese Reise wird er nicht etwa in einem Blog oder einem Reisetagebuch niederschreiben, sondern als Comicband mit vielen kleinen Geschichten aus dem täglichen Leben. Ich finde nicht nur die Idee, eine Reise als Comic nieder zuschreiben sehr interessant, hinzu kommt noch Robins ausgesprochen guter Zeichenstil, an dem er lediglich seit einem Jahr und nur für diese eine Reise arbeitet.
Erster großer Blogeintrag
Tag 1: Flug – Ankunft
Der 12 Stunden-Flug nach Bangkok verging trotz Schlafmangels verhältnismäßig schnell, da das Entertainmentsystem der Emirates Fluzeuge viel Abwechslung bietet.
Wir konnten einfache Spiele, wie Pong und Yahtzee, zu zweit spielen, und es gab eine große Auswahl an aktuellen Filmen. Nach dem ersten 6 Stunden-Flug landeten wir in Dubai und durften ersteinmal gefühlte 2 Stunden mit einem Bus vom Flieger zum eigentlichen Flughafengebäude fahren und danach in dem schier endlos großen Flughafen die interne Bahn zu unserem Gate nehmen. Dort angekommen, begann das Boarding bereits in 15 Min.
Also ab zur nächsten 6 Stunden-Etappe nach Bangkok. Da uns auch auf diesem Flug Schlaflosigkeit begleitete, waren wir bei Ankunft entsprechend erschöpft. Die Temperatur von 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit und die allgemein sehr schmutzige Luft Bangkoks erleichterten die ersten Stunden nach Ankunft nicht gerade.
Glücklicherweise hatte das von Moskitos belagerte Taxi eine Klimaanlage.
Zu sagen, dass der Taxifahrer uns schnell zu unserem Hostel brachte, ist mehr als untertrieben. Nicht nur, dass der allgemeine Fahrstil sämtlicher Einwohner Bangkoks unglaublich riskant ist, unser Fahrer fuhr dazu fast ausschließlich auf dem Seitenstreifen um zu überholen. Als wir ankamen, wollte er dann 700 Baht von uns haben. Ein Blick auf das Taxameter machte uns etwas stutzig, da dort lediglich 300 Baht angezeigt wurden. Da man den Preis vorher hätte verhandeln müssen, sich die Kommunikation aber sehr schwierig gestaltete, mussten wir also am Hostel direkt verhandeln.
Nach vielen billigen Erklärungen des Fahrers, wie „lange Strecke“ und „großes Gepäck“, einigten wir uns auf 500 Baht. Die umgerechnet 13 Euro für die einstündige Fahrt, die Julian und ich uns ja auch noch teilten, waren dann aber doch zu verkraften.
Tag 3: Thailand – Bangkok – Floating Markets
Der Tourguide holte uns mit einer halben Stunde Verspätung in einem Minivan an unserem Hotel ab. Die Tour hatten lediglich zwei weitere Personen gebucht. Ein Amerikaner und ein Australier, welche sich auf ihrer Reise quer durch Asien trafen und entschlossen hatten, gemeinsam weiter zu reisen. Auf der langen Fahrt passierten wir endlose Salinenfelder, wo die Menschen in der brütenden Hitze 5 Kilo-Säcke Salz für 20 Baht (53 Cent) am Straßenrand verkauften.
Nach ca. 1 1/2 Stunden Fahrzeit kamen wir an einen kleinen Fluss, wo viele Boote abfuhren.
Wir stiegen also zu fünft in ein solches Boot ein und fuhren 30-60 Min zu den Floating Markets. Interessanterweise fahren die Thailänder Boot wie sie Auto fahren. Nicht nur, dass bei jedem kleinsten Geschaukel des Bootes das Wasser drohte ins Boot zu laufen, dieser „Kapitän“ überholte andere Boote auf diesen kleinen Fleeten wie ein Bekloppter. Julian hat genau so ein Manöver mit seiner Handykamera (hier, auf der Video-Seite) eingefangen.
Den Markt selbst zu beschreiben ist schwer, da es eine Reizüberflutung aller Sinne war.
Es war unglaublich laut, die Gerüche wechselten von gerösteten Bananen über stinkenden Fisch bis hin zum Geruch alter Dieselmotoren. Es gab eine unbeschreibliche Vielfalt an Booten, Menschen und Ständen zu sehen und unser Tourguide brachte uns landestypische Spezialitäten – Nein, keine gerösteten Vogelspinnen oder frittierte Heuschrecken – Es war fast immer etwas, was auf Kokosnuss basierte und somit immer süß schmeckte.
Am Ende der Tour fuhren wir dann noch zu einer Art Ranch, wo man Elefanten füttern und auf ihnen reiten konnte.
Tag 5: Neuseeland – Christchurch – Ankunft
Als wir aus dem Flieger stiegen und den Sicherheitscheck passierten, waren wir bereits 30 Stunden wach, da wir, mal wieder, im Flugzeug keinen Schlaf fanden. Als wir dann in unserem Zimmer im Hostel waren, wo wir nur eine Nacht gebucht hatten und uns überlegten, wo wir als nächstes hingehen werden, bekamen wir die Schocknachricht, dass man in Christchurch vermutlich keine Zimmer mehr kurzfristig buchen kann. Grund dafür: die Cricket-Weltmeisterschaft.
Wir fragen also an der Rezeption, ob es möglich sei, den Aufenthalt spontan zu verlängern, aber sie hatten erst in zwei Tagen wieder etwas frei. Natürlich buchten wir sofort die Nächte ab dem Zeitpunkt, wo es möglich war, aber die nächsten zwei Nächte hatten wir dennoch keine Unterkunft.
Also wieder zurück am Laptop auf unserem Zimmer und auf den verschiedensten Portalen gesucht, aber bis auf Hotels für 300 € die Nacht war nichts zu finden. Nächste Idee war, das Reisebüro zu kontaktieren und zu hoffen, dass die uns eine Unterkunft in einem Hostel organisieren können. Die einzigen Hostels, die beim Reisebüro aufgelistet sind, waren aber ebenfalls wegen der Cricket-Weltmeisterschaft seit Wochen ausgebucht.
Letzte Hoffnung war dann an der Rezeption zu fragen, ob die noch einen Tipp hätten.
Nach zwei bis drei Telefonaten mit verschiedenen Hostels kam einer Angestellten dann die Idee, im Mackenzie’s anzurufen, einem Pub, der zufälligerweise auch Schlafräume anbietet. Hätte mir jemand in einer anderen Situation dort ein Zimmer angeboten, wäre ich skeptisch gewesen, ob diese Person nicht scherzen würde, aber unter diesen Umständen klang das Zimmer traumhaft. Wir bedankten uns bei der Angestellten und fuhren sofort los, um zu reservieren.
Nach einigen Problemen mit dem Kartenlesegerät dann die Erleichterung: Wir haben ein Zimmer für die nächsten zwei Nächte.
Die Räume, die zu vermieten waren, waren fast alle Gruppenräume und wir landeten in einem 9 Bett-Zimmer. Nichts ungewöhnliches in den örtlichen Hostels, auch wenn der Raum mit den Betten ein bisschen schäbig war.
Insgesamt war die ganze Ausstattung des „Hostels“ sehr veraltet. Der Herd in der Küche sah aus wie ein Museumsstück, das Besteck musste man immer Abwaschen bevor man aß, einige Stühle hatten Brandlöcher, und über dem Boden huschten Weberknechte. Alles in allem sieht es genau so aus, wie man sich ein Hostel vorstellen würde, welches von einem örtlichen, kleinen Pub bewirtschaftet wird.
Nichts desto trotz waren die beiden Nächte, die Julian und ich dort verbrachten, um einiges spaßiger als die Nacht, die wir im ersten Hostel verbrachten. Die Leute, die dort Betten bezogen, hatten das selbe Problem, wie wir es hatten. Wir waren ein Londoner, ein Australier, einige Kiwis, ein paar Deutsche, eine Belgierin und drei Franzosen. Beide Nächte verbrachten wir damit, draußen zu sitzen, Erlebnisse und Geschichten auszutauschen und Bier zu trinken.
Mit zwei Franzosen, Robin und Christoph, verstanden wir uns am besten, und als sich herausstellte, dass Robin auch am 16.2. Geburtstag hat, war natürlich klar, dass wir das zusammen feiern müssen. So sind wir dann am Abend zuvor mit Robin, Christopher und zwei Zimmerkameraden aus unserer neuen Unterkunft an den Strand gegangen und feierten rein.
Wie es weitergehen soll
Es ist zwar schade, dass wir nicht spontan irgendwo hin fahren können und uns einfach vor Ort erkundigen können, wo man übernachten kann, aber nach der Aktion vom ersten Tag in Christchurch werden wir ab sofort mindestens zwei Wochen vorher anfangen, uns um unseren Schlafplatz zu kümmern.
Der ursprüngliche Plan war, in Christchurch zu bleiben und mindestens zwei Monate zu arbeiten. Anschließend wollten wir mit dem verdienten Geld ein Auto kaufen und dann herum reisen. Da die Temperaturen aber geringer sind als wir zuvor vermuteten und es in 2-3 Monaten natürlich nicht wärmer werden wird, werden wir jetzt nach einem Auto suchen und dann sofort reisen. Die Arbeit werden wir erst einmal hinten anstellen, um jetzt die letzten zwei warmen Monate zum Campen auszunutzen.