Von Invercargill fuhren wir ca. eine halbe Stunde mit dem Auto nach Bluff. Dort angekommen verabschiedete ich mich von Julian, der danach wieder zurück nach Invercargill fuhr und die Zeit dort verbrachte. Von Bluff begann dann die einstündige Fahrt nach Stewart Island. Als ich dann in Oban ankam, der einzigen „Stadt“ auf Stewart Island, musste ich als erstes in das Visitor Center, um mir die Tickets für die Unterkünfte abzuholen. Von da aus begann dann der Drei-Tages-Track. In meinem 10 Kilogramm schweren Rucksack war, neben Nudeln, Haferbrei und Trinken, der wohl unhandlichste und schwerste Gaskocher, den ich je mitschleppen musste, ein großer Küchentopf zum Nudeln kochen, mein Schlafsack und die wichtigsten Kleidungsstücke zum Wechseln, was bei dem Matsch vor allen Dingen Socken sind. Alles in allem also kein High-Premium Equipment, gerade was das Gewicht angeht, aber noch aushaltbar. Mit dem Gepäck brauchte ich dann eine Stunde bis zum Start des Tracks, welcher durch eine riesige Kette markiert ist, die ins Meer mündet. (Laut alter Maori Legende war Stewart Island der Ankerstein für einen ihrer Götter. Das andere Ende der Kette befindet sich in Bluff und ist somit ein Kunstwerk, welches der alten Legende gedenkt). Vom Start des Trecks brauchte ich weitere 2 1/2 Stunden, um die erste Hütte zu erreichen und war somit deutlich schneller als die angekündigten 3-4 Stunden, die man vom Beginn des Trecks benötigt. Auch wenn die erste Strecke, welche u.a. über menschenleere Strände führt, echt schön war, topte die Lage der Hütte alles. Blick aufs Meer und inmitten des Dschungels gelegen. Kurz bevor ich dort aber ankam, überholte mich im Laufschritt ein schätzungsweise Zwanzigjähriger, welcher ebenfalls einen ähnlich großen Rucksack herumschleppte. In der Hütte stopfte er sich dann schnell seine schon zubereiteten Nudeln rein und sagte, dass er schnell zur nächsten Hütte wolle, welche 7 Stunden entfernt liegt (zu dem Zeitpunkt war es bereits 5, und um 7 Uhr wird es dunkel). Er hatte vor, den großen Track, welcher um den ganzen Norden der Insel führt, zu machen, für den man normalerweise 9 Tage benötigt. Er wollte ihn aber in 7 Tagen schaffen und musste deshalb die erste Hütte skippen … Menschen gibt’s.
Nach und nach kamen dann weitere Menschen an der Hütte an, welche dann auch an der Hütte bleiben wollten. Es kamen insgesamt zwei Gruppen älterer Kiwis, ein junger Amerikaner und eine junge Chinesin an, welche alle den Track in die gleiche Richtung liefen. Am Abend versuchten dann die Kiwis mit kleinen Radios die Übertragung des Cricketfinales mitzuhören. Als dann der Punktestand genannt wurde und der mit dem Radio es entnervt zuklappte und rumpöbelte, schloss ich daraus, dass Australien deutlich besser als Neuseeland abschnitt. Da es tatsächlich Australien und Neuseeland waren, welche im Finale der Meisterschaft standen, war die Enttäuschung bei einigen der Kiwis also entsprechend hoch. Der Amerikaner, die Chinesin und ich verbrachten hingegen die Zeit mit Kartenspielen. Kurz bevor die Kiwis dann schlafen gingen, bekam ich von denen noch eine Premium-Tracking-Instantsuppe geschenkt, da sie zu viele gemacht hatten.
Am nächsten Morgen machte ich mich dann wieder alleine auf, den zweiten und längsten Part des Tracks zu laufen. 12 Kilometer/fünf Stunden + 30 min Mittagessen. Ich hatte, wie auch am ersten Tag, extremes Glück mit dem Wetter. Zwar regnete es immer mal wieder (was im Regenwald halt so üblich ist) aber es schien fast durchgehend die Sonne. Als ich an der zweiten Hütte ankam, war ich dann erstaunt, dass die Lage sogar noch die der ersten Hütte überbot. Scheinbar an einem gigantischen See gelegen, musste ich bei genauerem Hinsehen verstellen, dass es in Wahrheit das Meer war, welches über das riesige Buchtensystem bis hierher vordrang. Nachdem ich die schöne Aussicht und das super Wetter genoss, ging ich gegen Abend dann in die Hütte, in der neben anderen Backpackern, sich auch die Reisenden vom Vortag versammelten, um zu kochen oder sich zu entspannen. Zum Abendessen hatte die Chinesin sich Miesmuscheln aus der Bucht gesammelt und dann gekocht. Eigentlich eine super Idee, auf die ich leider erst kam, nachdem ich schon gegessen hatte. Am nächsten Morgen stand ich dann schon gegen sieben Uhr auf, um Kiwis zu sehen. Von anderen Backpackern hörten wir, dass sie einen in der Gegend am Vortag gesehen hatten. Und tatsächlich sah ich einen nach nur 300 m. Leider war es deutlich zu dunkel, um Fotos zu machen, und in dem Moment, wo ich meine Taschenlampe einschaltete, rannte er auch zurück ins Gestrüpp und war verschwunden. Beim Versuch, am Morgen einen weiteren zu sehen, fand ich dann lediglich ein umherhopsendes Opossum.
Gegen 10 Uhr ging machte ich mich dann auf, um den letzten Part zu laufen, und an dem Tag bekam ich dann auch berüchtigte Stewart Island Wetter zu spüren. Extremer Regen und Wind im 30-Min.-Takt. Da ich aber größtenteils im Urwald unterwegs war und die Vegetation extrem dicht ist, wurde ich nicht allzu nass.
In Oban angekommen musste ich mir erst einmal eine Packung Cookies kaufen. Der Amerikaner hatte sich den ganzen Track nur von Toast mit Erdnussbutter und Marmelade und von Cookies ernährt und nach meinem Haferbreifrühstück brauchte ich unbedingt was Süßes. Leider kam ich schon gegen 1 Uhr in Oban an, und meine Fähre ging erst um 6. Da das Wetter sich wieder besserte, erkundete ich die Umgebung Obans und lief weitere kurze Tracks, was mich auf eine Distanz von insgesamt 15 km an dem Tag brachte. Auf der Fähre traf ich dann noch den Amerikaner wieder, und wir fuhren fast alleine mit dem Catamaran zurück. Da wir alle zwar erschöpft aber glücklich über die drei Tage waren, saßen wir dann stillschweigend auf dem Boot und genossen zum letzten Mal den Blick auf Stewart Island.
Monat: April 2015
Catlins
Nach Dunedin ging es weiter in den südlichsten Süden. Den Catlins. Eine schöne Gegend, in der sich der tropische Regenwald der Westküste und die leichten Hügel der Ostküste vereinen. Nach dem ersten richtigen Tag in den Catlins, an dem wir verschiedene Strände und Sehenswürdigkeiten besuchten, fuhren wir auf einen Campingplatz, auf dem wir ein junges Backpacker-Pärchen trafen, welches uns zuvor schon drei weitere Male über den Weg gelaufen war. Nicht zuletzt in Dunedin. Als wir am Abend dann zum ersten Mal ins Gespräch kamen, beschlossen wir, ein wenig gemeinsam in den Catlins herumzufahren. Die letzte Nacht verbrachten wir dann auf einem Campground, welcher direkt an einer Bucht gelegen war, in der Hector Delphine herum schwammen. Leider war es an dem Tag deutlich zu kalt, windig und das Meer zu stürmisch, als dass man ins Wasser hätte gehen können. Da unsere Vorräte allmählich knapp wurden, hatten Julian und ich dann am nächsten Tag beschlossen, weiter nach Invercargill zu fahren.