Christchurch und die Arbeit

Was ist in den letzten drei Monaten passiert?
Verglichen mit den vorherigen drei Monaten, nicht viel und dennoch genug, um einen überlangen Blogeintrag zu schreiben.
Ich fange erst einmal mit dem offensichtlichen an: Der Arbeit.

Nachdem wir also aus den Catlins direkt nach Christchurch gefahren waren, versuchten wir gleich am nächsten Tag eine Arbeit zu finden. Wir gingen, wie so viele andere Backpacker, zu einer Zeitarbeitsfirma. Nachdem wir nach einer Woche aber immer noch keinen Anruf bekamen, gingen wir zu einer weiteren und danach noch zu einer dritten. Erst nachdem wir bei allen mehrfach hinterhergefragt haben, bekamen wir dann nach zwei Wochen endlich den ersten Job, welcher typisch für Christchurch eine Arbeit auf einer Baustelle war. Da wir natürlich keinerlei Erfahrung oder Ausbildung hatten, halfen wir nur bei kleineren Arbeiten aus. Von der Zeitarbeitsfirma hatten wir lediglich drei Wochen Arbeit versichert bekommen, da wir aber scheinbar gut genug gearbeitet haben, wurden wir für das Projekt übernommen.
Das Projekt kann man im Großen und Ganzen als Hangbefestigung beschreiben und ist in zwei Subprojekte aufgeteilt. Das Erste war der Bau eines Kanals auf dem Hang, welcher das Regenwasser auffangen und ableiten sollte, um einen Erdrutsch zu vermeiden. Das zweite Projekt war der Bau eines Schutzwalls am Fuße des Hangs, welcher im Falle eines Erdbebens, die Häuser vor herabfallenden Gesteinsbrocken schützen soll. Die ganze Planung des Projekts war so schlecht, dass wir selbst eine Woche vor Fertigstellung nicht wussten, ob wir nur noch zwei Tage oder drei Wochen für das Projekt benötigen würden. Das war deshalb ein Problem, da wir am Ende eigentlich die weiteren drei Wochen hätten arbeiten müssen, wir aber nur für dieses Projekt dabei waren. Nach vielem hin und her im Projekt wurden wir dann letzten Endes aber für das nächste Projekt übernommen so, dass wir weiter arbeiten konnten.
Als Beispiele für das, was schiefgegangen ist: Als ein starker Regenfall kam, wurde ein großer Teil es Hangs in den Kanal gespült. Als folge durften wir besagten Kanal säubern. Klingt nicht so wild, wenn man sich aber vorstellt, dass dieser ca. 250m lang war, aus mit Steinen befüllten Gitterkäfigen besteht, sieht die Situation schon anders aus. Wir verbrachten eine Woche damit die Gitterkäfige aufzuklippen, die Steine mit einem Eimer Wasser vom Schlamm zu säubern und danach wieder zu befüllen und zuzuklippen. Zu allem Überfluss regnete es an einigen Tagen noch. Wir haben also buchstäblich Steine vom Schlamm freigewaschen während es regnete… Andere Beispiele sind: Niemand wusste wie hoch die Wand sein sollte die wir bauten, keiner wusste den exakten Winkel zur angrenzenden Straße oder der Neigung und als wir dann den Laser bekamen, war es erst der falsche dann bekamen wir einen, wo der Empfänger fehlte, wir bekamen einen neuen Empfänger nur um zu bemerkten, dass  der Laser defekt ist um dann einen dritten, neuen Laser mit neuem Empfänger zu bekommen.
1 1/2 Wochen bevor wir dann fertig mit der Arbeit gewesen wären, wurde ich krank und musste für drei Tage im Bett liegen bleiben, da es Julian auch nicht gut ging, blieb er auch zuhause. Das schien offensichtlich keinen guten Eindruck gemacht zu haben (besonders, da unser Vorarbeiter am vorherigen Tag meinte, dass er gerade in den nächsten Tagen unsere Hilfe benötigt) und ich bekam von der Zeitarbeitsfirma schlicht mitgeteilt, dass unsere Hilfe nicht mehr benötigt wird. Fand ich nach neun Wochen Zusammenarbeit etwas dreist wie man als Zeitarbeiter behandelt wird… Am Ende fehlten aber nur 1 1/2 Wochen, was dann keinen großen Unterschied gemacht hat. Wir bekamen von unser Zeitarbeitsfirma dann noch für einen Tag arbeit, wo sie viele Leute benötigten.

Die Unterkunft:
Nachdem wir einen Tag in einem Hostel unterkamen, suchten wir nach einer Wohnung. Das war allerdings schwieriger als gedacht, da man nur mit Glück und viel Zeit eine Wohnung findet, wo man 140-150$ die Woche bezahlt. Nach dem einen Tag fanden wir allerdings ein Haus, welches lediglich 100$ die Woche kosten sollte. Wir vereinbarten eine Uhrzeit und trafen uns später am Tag dort. Das Haus war schlicht gesagt ein Drecksloch. Es war noch immer stark vom Erdbeben beschädigt, die Räume waren im Hostel Stil eingerichtet: Mehrere Stockbetten, besetzt von anderen Backpackern. Das Bad war grün vor Algen am Boden und schwärzlich vor Schimmel an der Decke. Unser verzweifeltes Bedürfnis nach einem festen Wohnsitz und der unschlagbare Preis war dann aber trotzdem Grund genug, dass wir dort einzogen. Dazu waren viele andere Reisende auch dort sesshaft. Wie schlimm kann es dann also schon sein?
Wir bezahlten also 200$ im voraus für die letzten zwei Wochen die man bleiben wird und versuchten es uns bequem zu machen. Nach einem Tagen bemerkten wir aber das größte Problem des Hauses. Es gab keine Heizung. Nach ein paar Wochen wurde es immer kälter im Haus, weshalb ich anfing, im Schlafgsack mit meinem Arbeitspullover zu schlafen. Nach ein paar weiteren Wochen wurde es dann aber immer kälter und selbst das wurde zu kalt. Da wir uns aber mit den ganzen Mitbewohnern super verstanden hatten und wir nur 10 Minuten zur Arbeit benötigten, sahen wir darüber hinweg.
Mit der Zeit wurde uns dann der Vermieter (welcher scheinbar das Haus nicht einmal wirklich besaß) aber immer suspekter. Einer der wohl ausschlaggebendsten Geschichten war ein Abend, wo wir mit ein paar anderen Mitbewohnern in die Stadt gehen wollten und sich der Vermieter einfach einlud mitzukommen. So weit so gut. Als er dann aber später anfing, sich an ein Mädchen ranzumachen, welche zu dem Zeitpunkt komplett betrunken war und obendrein eigentlich auf einen Mitbewohner von uns stand wurde es sehr merkwürdig. Sie war ca 22 und er 50+. Später war sie dann so betrunken, dass sie anfing eine Szene zu machen, da irgendwas mit ihrem Handy nicht stimmte. Unser Zimmerkollege wollte ihr noch irgendwie helfen, während der Vermieter, angenervt von ihrem Stimmungsumbruch, auf eine ganz widerliche Art und Weise nur sagte: bah fuck her, let’s go dancing again. Um dann noch eins drauf zu setzten, war er am nächsten Morgen extrem penetrant als es darum ging, ihre Nummer von uns zu bekommen.
Als dann ein paar Tage später das 700$ teure Fahrrad von unserem Zimmerkollegen Nicolas geklaut wurde, was in einer Ecke im Garten angeschlossen war und alle Hinweise auf den Vermieter hindeuteten, wurde uns das zu viel und wir verzichteten auf die letzten 200$, welche wir im voraus bezahlten und gingen in jenes Hostel, in dem wir die erste Nacht in Chrustchurch verbrachten. Zu unserem Glück kostete das in der offseasion auch nur 100$ die Woche. Dort blieben wir dann bis zum Schluss und genossen jeden Tag die Heizung, eine ordentliche Küche und das saubere Bad.

Aktivitäten:
Vieles haben wir nicht gemacht, oft haben wir ja auch noch am Samstag gearbeitet. Wir haben aber u.a. die Street Art Ausstellung besucht, waren mehrfach Snowboarden und ich war mit Nicolas bei den Hanmer Springs.

Pläne:
Unseren Pläne sehen nun wie folgt aus: Von Christchurch geht es direkt nach Wanaka für zwei Nächte und danach nach Queenstown für sieben Tage in ein Hostel in Queenstown. Auf dem Plan steht mal wieder Snowboarden und der Nevis Highwire Bungeesprung.
Nach Queenstown geht dann langsam an der Westküste Richtung Norden. Von Picton, wo wir einen Bekannten treffen werden, geht es dann mit der Fähre nach Wellington. Von da aus werden wir dann auf der Nordinsel umherreisen. Dort werden wir drei weitere Bekannte ein weiters mal sehen und neben Hobbiton steht ein Skydive auf dem Plan. Am Ende werden wir zwei Wochen in Auckland verbringen, um das Auto zu verkaufen. Von dort geht es für eine Woche nach Australien. Angekommen in Melbourne werden wir eine weitere Bekannte treffen, welche uns die Stadt zeigen möchte und werden dann mit einem Auto nach Sydney fahren von wo aus unser Flieger für einem Monat nach Thailand geht um dann schließlich am 1. Dezember in Hamburg anzukommen.